Es ist noch keine vier Wochen her, da haben wir uns spontan dazu entschieden über den Jahreswechsel noch einmal in die Karibik zu fliegen. Wir – das bin diesmal ich mit meiner Freundin Inga, meine Mama Karin mit ihrem Mann Conny, und zu guter letzt Connys Tochter Karolin mit ihrem Mann Thomas. Sechs Personen, die zwei Wochen lang auf der Pohlaris leben – das ist eine Prämiere und wird uns sicherlich vor unerwartete Herausforderungen stellen.

Auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen hat uns dann das Wetter bestätigt, dass unser Entschluss der richtige war. Schneeregen, geschlossene Schneedecken auf den Autobahnen und Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt haben uns den Abschied leicht gemacht. Am Montag standen wir also zu sechst mit gepackten Koffern am Frankfurter Flughafen und warteten auf den Abflug. Zu unserem Überraschen war die Condor-Maschine ausgebucht und mit kleiner Verspätung sind wir dann gestartet. Der Flug war soweit ruhig, anders als die kleinen Kinder, die sich scheinbar alle um unsere Sitzreihen versammelt hatten.

Spätnachmittags sind wir dann pünktlich in Punta Cana gelandet. Jeder Versuch der Crew eine Reihe nach der anderen aussteigen zu lassen, um größere Menschenansammlungen im Flughafen vor der Einreisebehörde zu vermeiden war natürlich zwecklos. Noch vor der Immigration wurde jeder Passagier gefragt, ob er einen negativen Corona-Test vorlegen könne. Alle, die das nicht konnten, mussten zwangsläufig vor Ort einen Schnelltest machen. Wir hatten glücklicherweise einen Tag vor dem Abflug einen Schnelltest machen lassen. Ein Stempel in den Reisepass, warten auf die Koffer und durch die letzte Kontrolle, schon waren wir draußen.

Nun trennten sich unsere Wege erst einmal wieder, denn Mama, Conny und Karo haben einen Großeinkauf gemacht, während Thomas, Inga und ich schon einmal mit dem gesamten Gepäck zum Schiff gefahren sind, um dort alles vorzubereiten. Nachdem wir dann alle Einkäufe verstaut, Betten bezogen und unsere Koffer halbwegs ausgepackt hatten, sind wir müde ins Bett gefallen.

Früh am nächsten Morgen legten wir dann im Hafen das Schiff auf einen anderen Liegeplatz. Ansonsten haben wir das Schiff geputzt, sowohl von außen als auch von innen, aufgeräumt, das Dinghi und Stand-up-Paddleboard aufgepustet, um sie zu Wasser zu lassen. Erfreulich war, dass nach längerer Zeit beide Motoren ohne Probleme funktionierten. Die Ruderanlage ging allerdings noch schwerer, als bei der letzten Reise von Papa und Adrian, sodass ich mich dazu entschlossen habe, das Ruderblatt an steuerbord aus dem Rudersystem auszuklinken. Der Nachteil daran ist leider, dass der Autopilot nicht mehr funktioniert, da er direkt an das Ruderblatt auf dieser Seite angeschlossen ist. Außerdem konnten wir noch nicht abschätzen, wie sich das auf die Segeleigenschaften auswirken würde, wenn man mit nur einem statt zwei Ruderblättern steuert. Zu allem Überfluss funktioniert nun neben der Waschmaschine auch die Spülmaschine nicht mehr.

Am Mittwoch sollte es dann endlich raus aufs Wasser gehen. Pünktlich um 8 Uhr war die Navy an Bord und gab uns grünes Licht. Mit dem Hafen war auch alles geklärt, es konnte also losgehen – wenn da nicht das Problem mit den Motoren gewesen wäre. Einer von beiden Motoren startete normal, bei dem anderen tat sich nichts. Da ich gezwungenermaßen schon geübt darin bin, die MDI-Boxen (die Steuergeräte der Motoren) zu tauschen, konnte es nach kurzer Zeit dann wirklich losgehen.

14,8 Knoten standen am Ende des Tages als Rekord

Ich wusste, dass etwas mehr Wind als gewöhnlich vorhergesagt war, doch mit diesen Bedingungen auf dem Wasser hatte ich nicht gerechnet. Schon in der Hafenausfahrt musste ich mit Vollgas gegen Wind und Welle ankämpfen, um nicht seitlich aus der schmalen Ausfahrt getrieben zu werden. Wir hatten allerdings deutlich weniger Antriebsleistung als gewöhnlich, was ich mir nur durch starken Muschelbewuchs auf den Schrauben erklären konnte. Außerdem konnte man schon auf den ersten Metern spüren, dass sich das Schiff deutlich schwerer steuern ließ. Das konnte ja was werden mit sechs Leuten an Bord, von denen vier noch nie gesegelt waren.

Kaum waren die Segel oben, fingen wir schon an, zu fliegen. Acht, Neun, Zehn Knoten fielen wie von alleine und wir konnten eine Welle nach der anderen surfen. Je weiter wir vom Land entfernt waren, desto heftiger wurde das Wetter aber auch. Knapp 30 Knoten Wind und Wellen von 4 bis 5 Metern haben uns Richtung Süden gejagt. Mama hatte leider mit Seekrankheit zu kämpfen, dem Rest ging es die meiste Zeit gut. Dass der Autopilot nicht nutzbar ist, war kein Problem, denn keiner wollte so richtig das Steuer aus der Hand geben. Klar, wenn wir mit bis zu 13,7 Knoten die Wellen herunter surfen, dann ist das schon ein tolles Gefühl. Es war jedoch die richtige Entscheidung, mit einem kleineren Großsegel anzufangen, da in den hohen Wellen und bei dem Wind das Schiff häufiger beinahe aus dem Ruder gelaufen wäre. Hier merkte man dann deutlich, dass wir nur die Hälfte der üblichen Ruderkraft zur Verfügung haben.

Punta Laguna an der Isla Saona

Nach gut sechs Stunden und 55 gesegelten Seemeilen sind wir dann an der Isla Saona angekommen und haben in einer traumhaften Bucht den Anker fallen lassen. Wenn mich jemand fragt „Wie sollte Ankern aussehen?“, dann sage ich: „Genau so“. Glasklares, türkises Wasser, drei Meter Wassertiefe, sandiger Untergrund, keine Menschen weit und breit und ein Strand, wie er auf Postkarten aus der Karibik aussieht. So lässt es sich an einem 30. Dezember aushalten.

Eine leckere, frische Kokosnuss

Heute am Donnerstag haben wir uns dann entschlossen den Tag in dieser traumhaften Bucht zu verbringen. Kein Internet, keine Nachrichten und vor allem kein Corona – das tut der Seele gut. Mit dem Dinghi sind wir schon zum Strand, haben uns von den Palmen die frischesten Kokosnüsse geschlagen, die man wohl bekommen kann und haben das herrlich warme Wasser genossen. Zurück auf dem Schiff war dann das Öffnen der Kokosnüsse weniger elegant. Mit einer Säge, Schraubenzieher und Hammer haben wir es letztendlich geschafft an das Kokosfleisch zu kommen und waren uns dann einig, dass sich der Aufwand gelohnt hat.

Die nächsten Tage wollen wir dann noch in anderen Buchten verbringen und erst wieder einen Hafen anlaufen, wenn Wasser oder Lebensmittel knapp werden. In diesem Sinne: Frohes neues Jahr 2021!