Ein Segelblog

Der schwere Weg nach Osten

Bevor es mit dem Bericht der letzten Tage weitergeht habe ich noch einen kleinen Nachtrag zum letzten Bericht. Am Abend unserer zweiten Nacht vor Anker an der Isla Mona haben wir kurz nach Sonnenuntergang mehrere kleine Motorboote beobachtet, die plötzlich aufgetaucht sind. Die Boote waren klein, so klein, dass man normalerweise mit solchen Booten nicht so weit auf das Meer hinausfahren würde. Zuerst hatten wir die Befürchtung, dass es Piraten sind. Wir waren uns relativ sicher, dass es nicht Fischerboote sein können, warum würden Fischer kurz nach Einbruch der Dunkelheit zu einer Insel zwischen der Dominikanischen Republik und Puerto Rico fahren…? Außerdem waren die Boote zu schnell unterwegs, normalerweise würden Fischer ihre Netze oder Angeln auswerfen und langsam hinter dem Boot herziehen, so zumindest unser limitiertes Verständnis vom Fischen… An dem Abend haben wir die Situation mit Unverständnis hingenommen.

Am nächsten Tag sind dann nach der Ankunft in Puerto Rico zwei Beamte zu uns an Bord gekommen. Wir mussten auf eine Antwort aus ihrem Büro warten und sind ins Gespräch gekommen. Unter anderem haben sie uns gefragt, ob wir Boote bemerkt haben, die von der Dominikanischen Republik nach Puerto Rico gefahren sind. Das haben wir zuerst verneint, dann hat Papa aber von den ungewöhnlichen Booten bei der Isla Mona erzählt. Die Offiziere haben uns dann erzählt, dass Puerto Rico ein großes Drogenproblem hat. Große Mengen werden von der Dominikanischen Republik nach Puerto Rico geschmuggelt, weil Puerto Rico zur USA gehört und von dort die Verbreitung leichter ist. Sie waren sich relativ sicher, dass wir die Übergabe von Drogen bei der Insel beobachtet haben. Die Insel liegt genau zwischen den beiden Ländern und ist weitgehend verlassen. Boote von beiden Seiten treffen sich dort und fahren dann morgens zusammen mit den zurückkehrenden Fischerbooten zurück in ihre Häfen. Es ist schon ein komisches Gefühl, so etwas hautnah beobachtet zu haben, wovon man sonst nur in den Nachrichten liest.

Ein glücklicher Kapitän

Jetzt aber zurück zum eigentlichen Bericht. Nach unserem Ruhetag in der Marina Pescaderia sind wir am nächsten Morgen mit dem ersten Tageslicht aufgebrochen. Leider hat der Wind nicht mitgespielt, vormittags mussten wir mehrere Stunden mit Motor fahren, weil wir unter 5 Knoten Wind hatten. Mittags kam dann mehr Wind und wir konnten die Segel setzen. Zwischendurch hatten wir Besuch von ca. 10 Delfinen, die mehrere Minuten lang an unserem Bug aus dem Wasser gesprungen sind. Nach ein paar Stunden aufkreuzen waren wir dann an unserem Ziel, der „Isla Caja De Muertos“ (deutsch: die „Sarg-Insel“). Zu der Insel gibt es, anders, als der Name vermuten lässt, keine dunkle Vergangenheit oder Gruselgeschichten, sie hat einfach den Namen bekommen, weil die Insel die Form eines Sarges hat. Die Insel hatte sogar Bojen, an die man sich legen konnte, sodass wir nicht Ankern mussten. Das Festmachen an der Boje war jedoch deutlich schwieriger, als einfach den Anker fallen zu lassen, ich musste extra noch ins Wasser springen um zusätzliche Leinen durch das Seil der Boje zu führen – war aber bei den Wassertemperaturen hier kein großes Problem.

An der Isla Caja De Muertos

Nach einer ruhigen Nacht an der Boje sind wir am nächsten Morgen weiter nach Osten gefahren. Wieder hatten wir wenig Wind und mussten viel mit Motor fahren. 30sm weiter an der Südostküste von Puerto Rico in Puerto Patillas haben wir bei zwei Metern Wassertiefe den Anker fallen gelassen. Gegen 5 Uhr sind wir mit dem Dinghi an Land gefahren, um uns ein Restaurant mit WLAN zu suchen. Wir hatten nämlich gelesen, dass man vom Schiff aus mit einem Verstärker das Signal vom Land empfangen kann und wir hatten uns darauf gefreut, nach zwei Tagen ohne Kontakt mit dem Rest der Welt wieder online zu sein. Ein Restaurant haben wir gefunden, es hatte auch erfrischende Kaltgetränke und WLAN, leider hat das Signal aber nicht bis zu unserem Boot gereicht, als wir dann wieder mit dem Dinghi zurück waren. Da ich abends auf dem Boot kein Internet hatte, konnte ich auch nicht den Bericht hochladen. Stattdessen schicke ich den Text über das Satellitentelefon an Julian, der netterweise für mich den Bericht auf die Seite hochlädt. Abends habe ich für uns Hähnchengeschnetzeltes mit Gemüse und Reis gekocht.

Ein kühles Corona in Puerto Patillas

Heute sind wir nach einer unruhigen und heißen Nacht mit Gewittern weiter nach Osten zu einer Insel der Spanish Virgin Islands gefahren. Die „Isla de Vieques“ ist aufgrund ihrer Nähe zu Puerto Rico das erste Ziel für viele Segler, die von der Südküste von Puerto Rico aus zu den Virgin Islands wollen. Wir werden wahrscheinlich in der „Ensenada Sun Bay“ ankern, eine Bucht an der Südküste der Insel. An Land gibt es ein kleines Fischerdorf, das wir später sicherlich erkunden werden. Wir planen im Moment, in der Bucht zwei Nächte zu bleiben, morgen unsere Vorräte aufzufüllen und uns dann übermorgen auf den Rückweg zu machen.

1 Kommentar

  1. Rolf

    Wieder einmal danke für den schön geschriebenen Bericht

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