Ein Segelblog

Ruhe vor dem Sturm

Sorgenvoll studierten Marian und ich am Samstag den Wetterbericht und erstellten Pläne für unsere Weiterfahrt. Ein starker Nord-Ost Wind mit über 30 kn war vorhergesagt, der bis mindestens Mittwoch anhalten sollte. Da wir in gut einer Woche wieder in Nordspanien ankommen wollen, ist Nord-Ost leider auch die grobe Richtung, in die wir segeln müssen.

Der Wetterbericht sah alles andere als vielversprechend aus

Wir entschieden uns dafür, so schnell wie möglich in Santa Pola abzulegen, um noch vor den schlimmsten Winden und den sich damit aufbauenden Wellen auf Ibiza anzukommen. Dort werden wir auf der windabgewandten Seite der Insel den Höhepunkt des Sturms in einer geschützten Bucht aussitzen und haben für alle weiteren Ziele auch einen idealen Ausgangspunkt. Marian und ich erledigten also einen größeren Einkauf, den wir mit allen Rucksäcken, Taschen und unseren Koffern zum Schiff transportierten. Meine besten Freunde Max und Antonia landeten spät abends in Alicante und nach den letzten Vorbereitungen haben wir um 01:45 Uhr nachts abgelegt.

Ein doch so friedlicher Sonnenaufgang

Nachdem die Küstenlinie und eine vorgelagerte Insel hinter uns lagen, segelten wir nun mit beständigen, wenn auch zunächst schwachen Winden auf das offene Meer. Max und Antonia übernahmen gleich die erste Nachtwache. Ich kam noch zu ein paar Stunden Schlaf und übernahm zumindest etwas ausgeruhter gegen 05:30 Uhr wieder die Kontrolle. Abgesehen von einem kleinen Frachtschiff, das uns bis auf ein paar Hundert Fuß nahe kam (ich hatte es im Blick und wir sind uns gegenseitig ausgewichen), verlief die Nacht unspektakulär. Doch obwohl es so friedlich anfing, nahm der Wind immer weiter zu, sodass die Genua durch den Solent ersetzt wurde. Auch das Großsegel setzten wir in weiser Voraussicht von Anfang an nur ein kleines Stück, um nachts nicht reffen zu müssen oder sogar jemand bei Wind und Welle nach vorne auf das Deck muss.

Immer den Wellen entgegen, immer in Richtung Sonnenaufgang

Über den Tag nahm der Wind und damit auch die Welle weiter zu. Mit Hilfe beider Maschinen machten wir trotzdem gute Fortschritte auf unserem Weg nach Ibiza. Unser Ziel war es, noch vor Eintreten der Dunkelheit den Anker fallen zu lassen, damit wir uns auch sicher sein konnten, dass wir einen guten Platz zum Ankern gefunden haben. Kurz nach Sonnenuntergang kamen wir mit dem letzten Tageslicht in einer Bucht am süd-westlichen Ende von Ibiza an. Ruhe kehrte auf dem Schiff ein und die Anstrengungen der vergangenen 19 Stunden waren schnell vergessen.

Ankunft auf Ibiza

Am Montag haben wir nach einer erholsamen Nacht wieder „klar Schiff“ gemacht und sind nachmittags zu einem kurzen Landausflug aufgebrochen. Neben unzähligen Villen gab es zumindest in unserer Bucht nicht viel mehr zu entdecken. Daher fuhren wir mit dem Dinghi in eine Nachbarbucht, stellten es auf den Strand und gingen zum nächsten Supermarkt. Dieser hat jedoch seit Dezember nur noch vormittags geöffnet. Wir kauften stattdessen im benachbarten Restaurant zwei Baguettes, um nicht mit leeren Händen wieder zum Schiff zurückzukehren. Die Wellen waren leider höher als erwartet und nach kürzester Zeit waren Hosen und Schuhe durchnässt. Bei dem kalten Wind fühlte sich das Wasser schon fast warm an.

Trotz des schlechten Wetters eine herrliche Aussicht

Ich rechnete dennoch nicht damit, dass sich Marian, Max und Antonia gleich nach unserer Ankunft am Schiff Badesachen anzogen und sich, ohne zu zögern, tatsächlich in das kühle Nass stürzten. Als Außenstehender in dickem Pulli und Jacke konnte ich das nur bewundern, dann aber auch ziemlich schnell die Handtücher reichen – ganz so warm war es doch nicht im Wasser.

1 Kommentar

  1. Ramona

    Aufregend mit glücklichem Ausgang. Ich habe aus der Ferne mitgefiebert. Danke, Julian, für deinen ausführlichen Bericht und das spektakuläre Bildmaterial. Ich bleibe weiter dran.

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