Am Sonntagmittag sind wir noch davon ausgegangen, dass wir wie immer ein paar Tage segeln gehen und dabei verschiedene Häfen, Ankerbuchten und Inseln anlaufen können. Den Plan haben wir ohne die Navy und ohne die Regeln der Dominikanischen Republik gemacht. Denn Tatsache ist, dass das Schiff sich schon länger als drei Monate im Land befindet und damit illegal ist. Wir müssten nun entweder für einen Tag in ein anderes Land segeln, dort ein- und wieder ausklarieren, um dann wieder drei Monate in der Dominikanischen Republik frei zu haben – oder wir beantragen bei der Navy eine Erlaubnis für drei, sechs bzw zwölf Monate, die es uns weiterhin erlaubt im Land zu segeln. Letzteres kam für uns nicht infrage, da wir nicht nur jegliche Schiffspapiere, Reisepässe, Fotos vom Schiff von allen Seiten (ausgedruckt und auf CD!), Fotos vom Kapitän und noch einigen anderen Papieren zusammentragen; sondern diese Erlaubnis auch noch im gut 200 Km entfernten Santo Domingo beantragen müssten.

So haben wir uns also schon intensiv mit dem Gedanken befasst in ein anderes Land zu segeln, doch aufgrund der aktuellen Situation war auch das nicht ganz einfach. Da wären Puerto Rico – geht nicht, da Jochen kein Visum hat und ich keinen Pass, Turks- und Caikosinseln – auf unbestimmte Zeit keine Einreise möglich, US sowie British Virgin Islands – keine Einreise möglich. Und dann war da noch Saint Marteen, wo wir mit einer Genehmigung Einreisen gekonnt hätten. Das hätte allerdings zur Folge gehabt, dass wir 200 sm gegen den Wind dorthin ankreuzen gemusst hätten, um dann wieder 200 sm vor dem Wind zurück in die Dom Rep zu segeln. Zum Glück haben wir uns dagegen entschieden, denn dort hätten uns zuerst zwei Wochen Quarantäne erwartet.

Zur Hilfe kam uns dann der oberste Hafenmeister, der nochmal mit der Navy gesprochen und uns einen Kompromiss ausgehandelt hat. Wenn wir unsere Pässe morgens vor dem Ablegen abgeben und uns abmelden sowie abends nach dem Anlegen wieder anmelden, dann dürfen wir tagsüber in einem Umkreis von 10 sm um den Hafen segeln gehen. Das haben wir uns anders vorgestellt, aber letztendlich dann das Beste aus der Situation gemacht.

Gesagt, getan. Am Montagvormittag hieß es dann endlich Leinen los, durch die enge, flache Hafenausfahrt raus auf den Atlantik und Segel setzen. Kurze Zeit später standen auf den Instrumenten acht, neun, teilweise über zehn Knoten. Die Pohlaris flog über die Wellen und wir waren froh, dass uns wieder ein bisschen Wind um die Nasen wehte. Ausklingen ließen wir den erfolgreichen Segeltag bei einem leckeren Essen an Bord.

Dienstag erklärten wir zum Hafentag. Es drehte sich also alles um kleinere Arbeiten an Bord, einen Ausflug mit dem Dinghi oder Stand-up-Paddleboard auf eine der vielen Sandbänke und die Vorräte wurden auch wieder ein wenig aufgefüllt.

Am Mittwoch hatten wir uns dann eine kleine Sight-seeing Tour mit dem Leihwagen vorgenommen. In einem Reiseführer haben wir etwas von einer Tour gelesen, die durch das Landesinnere und insbesondere die durch Zuckerrohr-Plantagen führt und einen halben Tag dauern sollte. Mit staubigen Straßen hatte der Reiseführer allerdings maßlos untertrieben, denn die Tour verlief nicht nur über Schotterpisten und Asphalt, sondern auch durch einen kleinen Bach, durch den die Straße führt und ein Waldstück, welches unseren mehr oder minder geländefähigen Kia Kleinwagen ordentlich gefordert hat. Wir waren jedenfalls froh, als wir nach gut einer Stunde wieder auf befestigten Straßen fuhren und der Kia, abgesehen von ein paar seltsamen Geräuschen, uns sicher durch die Zuckerrohrfelder gebracht hatte. Die Bateys (kleine Dörfer) sind allerdings das, was wirklich in Erinnerung bleiben wird. Hier leben die haitianischen Zuckerrohrscheider zum Teil mit ihren Familien und staatenlosen Kindern (in der Dom Rep bekommt man nicht automatisch bei der Geburt eine Geburtsurkunde und die Staatsangehörigkeit) in zusammengenagelten Holzhütten auf engstem Raum. Um es konkret zu sagen: Pro geschnittener Tonne Zuckerrohr bekommen die Arbeiter umgerechnet 2 €. Bei täglich 30 wolkenlosen Grad eine unvorstellbare Arbeit für eine Hungerlohn.

Weiter führte uns die Rundfahrt durch zwei größere Städte, in denen wir dann vollends verstanden, was die Reiseführer damit meinen, dass die Verkehrsregeln hier sehr flexibel ausgelegt werden. Überall fahren Motorräder, ob kreuz und quer über Kreuzungen, links und rechts beim Überholen oder als Geisterfahrer auf der Autobahn. Das war uns doch ein wenig zu stressig, denn man hatte auch nicht wirklich Zeit sich die Städte anzugucken bei all dem Verkehr. Wir haben also nur für ein kurzes Lunch in einem Restaurant am Wasser angehalten und sind dann wieder Richtung Punta Cana gefahren.

Am Donnerstag hat es uns dann wieder raus aufs Wasser gezogen. Vorher wollten wir allerdings noch einen anderen Liegeplatz im Hafen ansteuern, um zu sehen, ob das Schiff für einen längeren Zeitraum auch dort sicher liegen kann. Zwischen Holzpfeilern und Betonklötzen war das eine ganz schön enge Angelegenheit, aber letztendlich lagen wir sicher am Platz und können auch guten Gewissens das Schiff für eine längere Zeit hier liegen lassen. Dann ging es aber wirklich raus aufs Wasser und erst einmal gegen den Wind aufs Meer. Nachdem wir einiges an Strecke gemacht haben, wollten wir unbedingt den Parasailor ausprobieren, der seit dem letzten Trip mit Papa und Adrian an Bord ist. Das war ein Kampf, bis wir ihn ohne Dreher im Segel gesetzt hatten, aber letztendlich stand er und zog uns bei 15 kn wahrem Wind mit gut 7 kn über die Wellen. An einer flachen Stelle vor der Küste haben wir noch geankert und den Tag so ausklingen lassen.

Am morgigen Freitag wollen wir dann ein letztes Mal segeln gehen und dann noch länger an dem Ankerplatz liegen, um noch ein paar schöne Stunden zu genießen, bevor es am Samstag leider schon wieder zurück geht.