Nachdem wir unsere Höchstgeschwindigkeit auf dem Weg nach Guadeloupe sogar auf 14 kn steigern konnten, sind wir spätnachmittags sicher in Deshaies (gesprochen: Days-ay) angekommen. Es hieß dann also wieder einmal alle Papiere und Pässe sammeln, um einzuklarieren. Seltsamerweise geschah dies nicht wie sonst üblich in einer Behörde oder wenigstens in einem Büro des Hafens, sondern im Le Pelican, einem kleinen Souveniershop im Ort. Naja, andere Länder, andere Sitten…

In der Bucht von Deshaies

Diesen herrlichen Segeltag haben wir mit einem Cocktail in einer typisch karibischen Strandbar ausklingen lassen, um danach aber doch noch ein paar Schritte durch den Ort zu gehen. Es war ein idyllisches kleines Fischerdorf in dem wir gelandet sind, vollkommen umschlossen von hohen, dicht bewachsenen Bergen und nur zu einer Seite gab die kleine Bucht die Sicht auf das karibische Meer frei. Bekannt ist manchen der Ort auch als Schauplatz der Serie Death in Paradise. Für uns ist er nun der Grund einen Blick in die Serie zu werfen. Ein weiteres Mal verschwand die Sonne mit einem spektakulären Farbenspiel im Meer und wir fielen nach einem leckeren Abendessen ins Bett.

Ein schöner Sonnenuntergang

Am nächsten Morgen zog es uns wieder einmal früh raus aufs Wasser. Es ging 50 sm weiter nach Norden, nach Jolly Harbour auf Antigua genauer gesagt. Beängstigend ist hier die Anfahrt des Hafens, denn es sind auf den letzten Seemeilen nur um die fünf Meter Wassertiefe mit Korallen und Felsen, die jedem Seefahrer schnell den Tag vermiesen können. Die Einfahrt in den Hafen blieb nicht weniger spannend, denn es ab nicht nur rechts und links viel zu entdecken, sondern es fand mitten im Hafen gerade auch eine Regatta statt – ein großes Durcheinander, bei dem man einen kühlen Kopf behalten musste.

Einklarieren, Hafen anfunken, schon wieder keine Antwort bekommen, wieder anfunken und anlegen. Same procedure as last time. Nur habe ich bei diesem Anlegemanöver zum ersten Mal einen kleineren Fehler gemacht und mit der Seite einen Holzpfeiler berührt. Es waren nur oberflächliche Kratzer, den ich auch direkt am nächsten Tag rauspoliert habe, aber geärgert hat es mich trotzdem. Naja, das gehört zum Lernen eben dazu. Ein weiterer Tag im Paradies neigte sich dem Ende und wir verabschiedeten ihn mit einem Sundowner bei Livemusik am Hafen.

Für den nächsten Tag haben wir uns eine Inselrundfahrt vorgenommen, also rein in den Mietwagen und ab auf die Straße. Wohin? Egal, Hauptsache auf der linken Straßenseite fahren. Über eine kurvige Strecke ging es zuerst in die Hauptstadt, Saint John´s. Was uns hier erwartet hat, war der absolute Kontrast zu Jolly Harbour. Dreckige Straßen, verlassene und heruntergekommene Gebäude sowie Armut zeichneten das Stadtbild. Dazu gab es viel Verkehr und wenig Menschen, die Verständnis zeigen, wenn es mal nicht mit 60 km/h durch die engen Gassen ging. Auf den Fotos im Reiseführer sah es zumindest anders aus, denn von den bunten Gebäuden und belebten Einkaufsstraßen fehlte hier jede Spur. Aber irgendwo musste es diesen Ort ja geben. Es blieb nur eine Möglichkeit: An der Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Wir kamen grade zur richtigen Zeit, denn wir konnten miterleben, wie hunderte Kreuzfahrtschiff-Touristen aus ihrer schwimmenden Kleinstadt ausstiegen und so die eine Straße von Cafés, Schmuckgeschäften und Souvenirläden mit Leben füllten. Fotos vor Leinwänden mit Traumstränden wurden gemacht und I love Antigua – Jutetaschen gekauft. Eine verkehrte Welt mit falschen Bildern…

Für uns ging es anschließend in den Osten der Insel, zur Devils Bridge. Was das ist? Wussten wir selber nicht. Es klang aber spannend. Erwartet hat uns eine Klippe, an der die Wellen im Laufe der Jahre eine Brücke in die Felsen gespült haben. Das klingt ziemlich unspektakulär, durch die hohen Wellen musste man aber aufpassen, dass man nicht nass wurde und vor allem auf den rutschigen Felsen den Halt nicht verlor.

Zwar nicht auf der Brücke, aber zumindest an der Klippe

Weiter fuhren wir nach English Harbour, einem schönen Ort im Süden der Insel mit einer riesigen Bucht, in der genug Platz für hunderte Boote ist. Von kleinen Jollen bis hin zu Superyachten ist hier alles vertreten und man trifft sich in den vielen Bars die um die Bucht verteilt sind. An diesen Ort werden wir sicherlich zurückkehren, dann aber mit dem Boot.

Spätnachmittags haben wir uns aufgrund der Entfernung nach Saint Martin dazu entschieden, doch schon aufzubrechen und nicht noch eine Nacht zu bleiben. Damit wollten wir verhindern spät abends im Dunkeln in einen fremden Hafen einzulaufen. Ausklarieren, ablegen und Segel setzen. Gemütlich ging es in der Nachmittagssonne raus aus Jolly Harbour, diesmal sogar ohne Regatta.

Hunderte kleine Häuser mit einem eigenen Liegeplatz bilden den Ort

Vor dem Wind und leider ein bisschen zu schnell sind wir durch die Nacht nach Saint Martin gesegelt, wo wir dann doch im Dunkeln angekommen sind, nur eben früh morgens statt spät abends. Also haben wir uns vorsichtig durch das Ankerfeld vor dem Hafen bewegt und dabei versucht die Schiffe von den dahinter liegenden Lichtern der Stadt zu unterscheiden. Im Hafen angekommen, haben wir uns an dem erstbesten Steg festgemacht, um dann später zu unserem richtigen Liegeplatz geführt zu werden. Ich habe uns wie gehabt angemeldet und einklariert. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir eine kleine Runde durch unseren jetzigen Hafen und Ort gegangen: Marina Fort Luis in Mariot, der Hauptstadt der französischen Hälfte der geteilten Insel Saint Martin.

Morgen werden wir die Insel erkunden, um dann zu unserer letzten Etappe dieser Reise aufzubrechen. Knapp 200 sm wird es nach San Juan auf Puerto Rico gehen.