Wir waren nun also sicher in Puerto Rico angekommen, hatten die ersten Aufräumarbeiten hinter uns gebracht und wollten gerne noch etwas von der Altstadt San Juans sehen. Da es zu weit zum Laufen war und auch keine öffentlichen Verkehrsmittel fuhren, galt es wieder etwas Neues auszuprobieren. Schon oft hatten wir davon gehört, aber jetzt war es für uns an der Zeit die App Uber zu installieren, ein Konto einzurichten und unsere erste Fahrt zu buchen. Name, Kreditkarteninformationen und Passwort – das Konto war in zwei Minuten eingerichtet. Auf einer Karte konnten wir einen Standort festlegen, zu dem wir gerne gefahren werden wollten. Dann legten wir noch unseren Abholort fest und schon wurden wir mit einem Fahrer verbunden. Keine drei Minuten später fuhr dann schon das Auto vor, der Fahrer fragte, ob ich Julian sei und es ging los. Da wir uns bisher nicht auskannten, haben wir unser Ziel an einen Ort gesetzt, von dem wir dachten, dies sei die Altstadt. Der Fahrer erklärte uns dann er würde uns noch ein Stück weiter fahren, sodass wir direkt im Zentrum landeten. Zehn Minuten dauerte die Fahrt und für die fünf gefahrenen Kilometer bezahlten wir 3,60€. Der Betrag wurde direkt abgebucht und wir konnten uns gegenseitig auf einer fünf-Sterne-Skala bewerten. Ein einfaches System, freundliche Fahrer und es kostet dabei nur ein Drittel von dem, was wir für ein Taxi bezahlt hätten.

An der Burg San Felipe del Morro

In der auf einer Halbinsel gelegenen Altstadt spazierten wir dann den Rest des Nachmittages durch die Gassen, sahen die Burg San Felipe del Morro und stöberten in den zahlreichen kleinen Läden. Gegessen haben wir dann in einem kleinen Restaurant in einer der Seitenstraßen, das sich später als echter Geheimtipp herausstellte, denn als wir fertig waren, reichte die Schlange der wartenden Gäste schon bis auf den Bürgersteig. Zum Abschluss dieses aufregenden Tages suchten wir uns noch eine Bar und fuhren auch so unkompliziert, wie schon auf dem Hinweg mit einem Uber wieder zum Hafen. 

Der zerrissene Spinnaker

Der nächste Tag begann wieder mit Aufräumen, Waschen, Putzen und so weiter. Außerdem sollte ein Volvo Händler kommen, um sich unsere Motoren anzuschauen. Hier ist seit Trinidad einiges an der Elektronik kaputt, sodass nur einer von zwei Motoren die Batterien geladen hat und sich die Steuerung der Gashebel nicht automatisch mit dem Start des Motors eingeschaltet hat. Nach mehreren Stunden Arbeit war klar, wir hatten schon wieder eine defekte MDI Box (das Steuergerät des Motors). Das ist nun schon die dritte Box, die kaputt gegangen ist. Zum Glück haben wir nach der zweiten schon in weiser Voraussicht eine neue Box als Ersatz mitbestellt, damit wir im Fall des Falles nicht noch auf Ersatzteile warten müssten. Den zerrissenen Spinnaker, der nach wie vor nass in der Kiste lag, haben wir ausgebreitet, trocknen lassen und von allen Leinen und verwertbaren Schäkeln und Rollenblöcken befreit. Bei sechs Windstärken, die in dem Hafen herrschten, war es gar nicht so einfach ein Segel mit einer Fläche von über 100 qm zu bändigen.

Ein echtes Geschmackserlebnis

Nachdem alle Arbeiten erledigt waren, fuhren wir wieder in die Altstadt und hatten dieses Mal sogar ein festes Ziel. Im Douglas Pub sollte es einen so genannten Jelly Fish Shot geben, also einen Quallen-Shot. Was das sein sollte, konnten wir uns nicht vorstellen, aber ausprobieren wollten wir es unbedingt. Sechs verschiedene Schnäpse wurden nacheinander in ein Glas gefüllt, die für sich schon ein buntes Farbenspiel ergaben. Zum Schluss wurden ein paar Tropfen in das Glas fallen gelassen, die dann in der Flüssigkeit wie Quallen aussahen. Fast zu schön zum Trinken dachten wir uns, aber stehen lassen wollten wir es ja auch nicht. Jeder bekam einen Strohhalm und nachdem der Schnaps angezündet wurde, sollten wir den Strohhalm bis ganz unten ins Glas stellen und schnell trinken. Was dann noch brennt bitte auspusten. Na gut, die drei Gläser waren leer, die Flammen ausgepustet und wir versuchten die verschiedenen Geschmäcker zu erkennen. Nach so einem Glas wurde einem ganz warm ums Herz, vor allem ohne etwas gegessen zu haben. Wie schon den Tag zuvor erkundeten wir weiter die Altstadt, aßen gemütlich und ließen mit einem Mojito unsere Reise ausklingen. 

Der Rückreisetag stand an, also hieß es Koffer packen, Betten waschen und das Schiff so vorbereiten, dass es für zwei Monate liegen bleiben kann. Am Flughafen erfuhren wir, dass es am Morgen wieder ein Erdbeben gegeben hatte, welches man sogar in San Juan gespürt haben soll. Auf dem Wasser haben wir davon natürlich nichts mitbekommen, aber der Gedanke ist schon komisch. Kurz darauf, als wir gerade in der Schlage vor den Sicherheitskontrollen standen, wackelte die Erde wieder und wir erlebten im Flughafen ein kleines Erdbeben. Nach einem für uns leider schlaflosen Flug durch die Nacht landeten wir am Sonntag Morgen sicher wieder in Frankfurt und werden nun im ruhigen Lemgo all die Eindrücke, die wir in den letzten Wochen gewonnen haben, verarbeiten können. 

Das war sie also, die Karibik im Schnelldurchlauf. In zwei Wochen haben wir neun uns bisher unbekannte Länder gesehen und dabei knapp 1000 Seemeilen zurückgelegt. Mit einem Durchschnitt vom 70 Seemeilen pro Tag und Geschwindigkeiten von bis zu 19 Knoten können wir mit Sicherheit sagen, dass wir das Meiste aus der Zeit herausgeholt haben. Nun geht es in den folgenden Monaten weiter, vermutlich in die benachbarte Dominikanische Republik. Ab Ende Juli, also über die Hurrikan-Saison, soll das Schiff dann wieder in Trinidad liegen und wird uns in einem Jahr dann zu einigen der Inseln bringen, die wir bis jetzt noch nicht gesehen haben.

Einige Fotos mit Eindrücken unserer Reise sind unter folgendem Link zu finden:
https://pohlaris.de/karibik-im-januar/

Sonnige Grüße von der Crew der Pohlaris.